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IFFR Sommer-Meeting

Im hohen Norden

Reisebericht IFFR-Meeting 19.-22. August 2010

Nach Ankunft der Flieger und ihrer Teams am Donnerstag (19. August 2010) in Lübeck, die den z. T. heftigen Schauern während des Anfluges auf Lübeck meisterlich getrotzt hatten, begann für sie dann das IFFR- Meeting in entspannter Atmos­phäre bei Curryhuhn und erfrischenden Getränken. Nach dem Transfer in das direkt an der Trave gelegene Hotel Radisson konnte jeder nach eigenem Gusto seine Flügel putzen, bis es um 19.00 Uhr in der Lounge einen Begrüßungsdrink als Einstimmung auf das Abendessen in der Kogge gab.

Am nächsten Morgen stand Niederegger, eine weltweit bekannte Marzipanmanufaktur mit vielfältigen Marzipan-Kreationen, auf unserem Programm. Viel Wissenswertes erfuhren wir dort über die Herstellung des Marzipans, dessen Originalrezeptur seit 1806 unverändert sein soll und streng geheim gehalten wird. Jeder IFFR-Teilnehmer hatte nun die Möglichkeit, unter Anleitung einer Konditorin sein künstlerisches Talent beim Formen von Katze und Maus aus Marzipan zu erproben. Eine Jury, deren Urteil unanfechtbar ist, hat schließlich entschieden, dass Dorothea Evans die beste Katze und Heidi Zöllig die schönste Maus modelliert hatte. Belohnt wurden sie dafür mit je einem Buch­präsent während des Gala-Diners. Zur Entspannung  nach getaner Arbeit wurde die berühmte Niederegger Nusstorte mit einer stärkenden Tasse Kaffee serviert. Danach gab es für alle eine individuell genutzte Schaffenspause, die der Präsident Wolfgang Teich und sein Team nutzten, um die am Freitag ankommenden Fliegerfreunde in Blankensee in Empfang zu nehmen.

Gut erholt trafen wir uns nachmittags zur Stadtführung alle wieder, um den Spuren einiger Highlights der Lübecker Stadtgeschichte zu folgen. Beispielhaft sind hier zu nennen der Füchtingshof, eine der bedeutendsten Lübecker Bürgerstiftungen aus dem 17. Jahrhundert, das Heiligen-Geist-Hospital, eine der ältesten sozialen Einrichtungen europaweit und die Marienkirche, eine Rats- und Marktkirche in norddeutscher Backsteingotik, die mit ihren 125 und 127m hohen Türmen Jahrhunderte lang als Wahrzeichen für die stolzen und freien Lübecker Bürger galt. Bei herrlichem Sonnenschein genossen einige danach noch bei kühlen Getränken das muntere Treiben auf dem Rathausmarkt oder am Ufer der Trave. Das Gala- Diner, ein Höhepunkt kulinarischer Köstlichkeiten, begann im Garten des alt-ehrwürdigen Schabbelhauses mit prickelndem Prosecco oder einem kühlen Blonden. Nach seiner Zerstörung während des Krieges ist das Schabbelhaus mit Mitteln der Lübecker Kaufmannschaft wieder aufgebaut worden, und es wird auch heute noch für Treffen der Kaufmannschaft genutzt.  Nach einem Spaziergang durch das nächtliche Lübeck zurück zum Hotel fand ein schöner Tag seinen Ausklang in der Bar bzw. in der Lobby.

Der nächste Vormittag war gänzlich der Segel-Viermastbark Passat, dem heutigen Wahrzeichen Travemündes, gewidmet. Per Schiff erreichten wir auf der Trave bei schönstem Wetter die Passat, die als letztes deutsches Großsegelschiff noch an die Zeiten erinnert, als Seefahrt gleichzusetzen war mit Kampf und Abenteuer gegen die Naturgewalten. In Travemünde hat die Passat mit ihren bis zu 56m hohen Masten einen festen Liegeplatz am Priwall gefunden, nachdem sie 1959 außer Dienst und unter Denkmalschutz gestellt wurde. Sie stellt ein einzigartiges Denkmal der deutschen Segel- und Handelsschifffahrt dar. An Bord erfuhren wir von einem ehemaligen Besatzungsmitglied der Passat, dass dieses bei Blohm und Voss in Hamburg gebaute Schiff seine erste Reise von Hamburg um Kap Horn nach Chile machte, bei günstigem Wind bis zu 18 Knoten segeln und so durchaus der aufkommenden Dampfschifffahrtskonkurrenz trotzen konnte. 1957 jedoch geriet die Passat auf ihrer Heimreise von Montevideo in große Gefahr. Trotz kräftiger Schlagseite infolge verrutschter Ladung bei schwerer See gelang es der Mannschaft, den sicheren Hafen Lissabons zu erreichen. So blieb ihr das Schicksal ihres Schwesternschiffes Pamir, das bei vergleichbaren Konditionen untergegangen war, erspart.

Zurück in Lübeck, wurde Liebhabern von Harley Davidson Motorrädern ein un­vergleichliches Schauspiel eines schier endlosen Harley Corsos geboten.

Der Nachmittag war der berühmten Lübecker Familie Mann im Buddenbrookhaus gewidmet. Dieses Haus, in dem einst Thomas Manns Großeltern lebten, nahm Thomas Mann als Vorlage für seine literarischen Schauplätze in seinem Roman „Die Buddenbrooks“. Für sein Familienepos, das den Aufstieg und Verfall einer Familie zum Thema und das er in sehr jungen Jahren geschrieben hat,  erhielt er 1929 den Literaturnobelpreis. Eine bemerkenswerte und beeindruckende Ausstellung, wie viele Teilnehmer zum Ausdruck brachten, nicht zuletzt wegen der herausragend kompetenten Museumsführer.

Beschlossen wurde dieser Tag mit einem Abendessen in der Schiffergesellschaft, dem ehemaligen Versammlungshaus der Kapitäne aus mittelalterlicher Zeit. Leicht erhöht, an der dem Eingang gegenüber liegenden Wand, befindet sich der „Beichtstuhl“, ehemals Sitz der Älterleute, die von dort aus die gesamte Halle im Blickfeld hatten. Die Bankreihen und Tische in der Halle, gefertigt aus dicken Eichenplanken, sind als Ensemble seit Beginn des 16. Jahrhunderts unverändert. Sehenswert sind die von den Decken hängenden Schiffsmodelle mit unterschiedlichen Takelagen. Nach diesem eher seemännischen Diskurs in der Schiffergesellschaft konzentrierten sich die Fliegenden Rotarier nunmehr wieder auf ihre fliegerischen Herausforderungen am nächsten Tag, zumal die Wettervorhersagen nicht die günstigsten waren. Der Transfer zum Flugplatz Blankensee wurde um eine Stunde vorverlegt, so dass das moderate morgendliche Flugwetter für einen sichern Heimflug gut genutzt werden konnte. Über die zahlreichen positiven Rückmeldungen für ein gelungenes Meeting hat sich der Präsident sehr gefreut, fühlte er sich in seinem Wahlspruch, nachzulesen bei Miller, doch bestätigt: „Leben ist das, was wir daraus machen.“

Die wunderbaren Bilder haben uns dankenswerter Weise Birgit und Nils Stenbock-Fermor und Ingo Neufert zur Verfügung gestellt.

Den Bericht schrieb Gerlinde Teich.

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